Wochenspiegel

„Schattenkinder“

Eupen. Von den vielen Aspekten des Holocaust, die die Forschung und die Belletristik in den letzten Jahrzehnten aufgearbeitet haben, ist einer vielfach übersehen und weithin unbekannt geblieben: die Rettung tausender jüdischer Kinder in Belgien während der deutschen Besatzungszeit. Dieses Vakuum wurde mit dem Roman „Schattenkinder – Eine Kindheit im Krieg“ geschlossen.

Die Thematik des Romans ist heute relevant, da antisemitische Vorurteile noch immer präsent sind. Sie sind langlebig genug, um immer wieder neue Generationen von Menschen zu erreichen, unabhängig davon wo sie leben und welche politischen Auffassungen sie haben. Antisemitische Schmierereien und Verwüstungen, verbale und tätliche Angriffe auf jüdische Mitmenschen kommen auch heute noch vor. Deshalb sollte man diesen Roman als Pflichtlektüre für hiesige Mittelschüler einführen, zumal die auf Tatsachen beruhende Geschichte bei uns spielt und der Preis des Buches sehr sozial ist. Das Buch könnte dazu beitragen, Vorurteile gegenüber Juden abzubauen.

Viele haben den Roman „Schattenkinder“ bereits im vergangenen Sommer gelesen. Hier stimmen nicht nur die regionalhistorisch brisante Thematik, sondern auch der logische Aufbau, die gekonnt inszenierten Spannungsbögen, der klare Schreibstil und nicht zuletzt die sozial-politische Botschaft. Diesen Eindruck bestätigte auch ein Leser, der dem Autor enthusiastisch schrieb: „Auf diesen Roman haben wir in Ostbelgien lange warten müssen…“. So fand das Buch in der kulturell tristen Corona-Zeit rasch viele Leser und liegt nun bereits in zweiter Auflage vor.

Dieser exzellent geschriebene Roman setzt mit Sicherheit neue Maßstäbe in der ostbelgischen Literatur. Er gehört mit zum Besten, was je in der DG verfasst worden ist. Gerd Havenith

Marcel Bauer „Schattenkinder“, Rhein-Mosel-Verlag, Zell/Mosel, Broschur, 420 Seiten, ISBN 978-3-89801-437-3, 13,50€.

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