Wochenspiegel

Keine Mistelzweige für Äthiopien

Belgien/Äthiopien. Nicht um das Wohl und den Fortbestand der Projekte im äthiopischen Hochland, sondern um den Zusammenhalt des Vielvölkerstaates am Horn von Afrika.

Der Machtkampf zwischen dem Friedensnobelpreisträger und Premier Abiye Ahmed und den nach Selbstbestimmung strebenden früheren Freiheitskämpfer in Tigray hat hunderte Tote und Verletzte gefordert und Tausende über die Grenze in den Sudan getrieben.

Mistel als Glücksbringer und Friedensstifter: Weihnachtskekse und Mistelzweige gehören traditionell zum Angebot der Verkaufsstände von Menschen für Menschen-Belgien auf den hiesigen Weihnachtsmärkten, die wegen der Corona Pandemie abgesagt wurden, und die Hilfsorganisation um notwendige Gelder für die Weiterführung von Projekten bangen lässt.

Mistelzweige gelten als Glücksbringer zur Weihnachtszeit, in Skandinavien auch als Friedensstifter. Krieger, die unter einer Mistel zusammenstießen, schlossen für diesen Tag Waffenstillstand.

Der Wunsch nach einem dauerhaften Waffenstillstand ist bei allen vorhanden, die die jüngste Entwicklung in Äthiopien mitverfolgen.

Das Land, das 37mal so groß wie Belgien ist und dessen 109 Millionen Einwohner sich aus 87 Völkern zusammensetzen, galt mit einer 8prozentigen Wachstumsrate als Hoffnungsträger. Es gehört aber auch zu den ärmsten Ländern des Kontinents.

Diese Armut und Unterentwicklung treffen vor allem die ländlichen Gebiete.  Darum setzt Menschen für Menschen-Belgien mit seiner Hilfe zur Selbsthilfe dort an. Seit 25 Jahren wurden mit einer Million Euro an Spenden Projekte im Bereich Gesundheit, Bildung und Trinkwasserversorgung prioritär unterstützt.

Projektgebiet 700 km vom Kriegsschauplatz entfernt: Zurzeit konzentriert das Team von Menschen für Menschen-Belgien seine Arbeit auf das Projektgebiet Wogdi, das 700 km westlich vom Schauplatz der bewaffneten Auseinandersetzungen liegt.

Die 150.000 Einwohner in dieser Region im amharischen Hochland leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Knapp die Hälfte der Menschen dort hat Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Deshalb will Menschen für Menschen-Belgien weitere vier Quellfassungen und vierzehn Handpumpenbrunnen schaffen und vor Ort Verantwortliche ausbilden, die diese Wasserstellen warten und reparieren. Denn diese Wasserstellen bedeuten weniger Arbeit für die Frauen und Mädchen, die für die Versorgung mit Wasser zuständig sind. Sie verbessern aber auch die Gesundheit der Menschen, denn dank sauberem Wasser können die häufigen Darmerkrankungen und Augenentzündungen drastisch verringert werden.

Der fünfte Schulneubau von Menschen für Menschen-Belgien, die Menebeti HPS, liegt auch in der Region Wogdi.  Die Arbeiten sind weit fortgeschritten. Wegen der Corona Pandemie wurde der Unterricht auch in Äthiopien lange eingestellt.  Insgesamt 1400 Jungs und Mädchen werden die neue Schule besuchen.

Menschen für Menschen-Belgien hatte die alte total heruntergekommene Schule bei ihrem Besuch vor Ort besucht und sich davon überzeugen können „wieviel Hoffnung auf verbesserte Lebensbedingungen die Menschen mit unseren Projekten verbinden. Wir können und dürfen sie nicht enttäuschen“ so Bernadette Hüwels, Präsidentin der Organisation, die bedauert, dass wegen der sanitären Krise der direkte Kontakt mit Freunden und Spendern ausbleibt. Sie weiß wie treffend der Satz von Albert Schweitzer ist, dass „Es in der Welt vor allem auf die Helfer ankommt – und auf die Helfer der Helfer“.

Wer den Helfern von Menschen für Menschen-Belgien unterstützen will, kann das tun durch eine Überweisung auf das Konto BE59 7317 6543 2126.

Belgien gehört mit zu den Ländern, die Spenden an anerkannte Wohltätigkeitsorganisationen am stärksten fördern.

Um einen Anreiz für Spenden zu schaffen hat Belgien in diesem Jahr den Steuervorteil sogar ausnahmsweise von 45% auf 60% erhöht, um das Ehrenamt zu unterstützen, das von der Gesundheitskrise hart getroffen wurde.

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