Für Eisenbahnfans ist es ein echtes Erlebnis, wenn eine alte Strecke kurzzeitig wieder zum Leben erweckt wird. Eisenbahnfreunde aus drei Ländern haben sich angeschaut, wie sich eine alte Lok der Baureihe 55 am Samstag von Raeren auf nach Mariembourg (Provinz Namur) gemacht hat.
„Dieses Corona! Da hätte man ein großes Fest machen können“, ärgert sich Gemeinderat Christoph Heeren. Tatsächlich, die Überführung der alten „55er“ von Raeren nach Mariembourg wäre es wert gewesen, sich bei Glühwein, Würstchen, Musik und Bier auf dem alten Bahnhof zu treffen und den Mitarbeitern zuzusehen, wie sie die alte Lokomotive flottmachen, damit sie irgendwo in der Welt wieder Güter zu den Menschen bringen kann.
Aber immerhin, eine der seltenen Fahrten auf der zuletzt 2015 befahrenen Strecke hat Eisenbahnfreunde angelockt. Selbst aus Holland und natürlich Deutschland sind Fotografen gekommen, um dieses Highlight für Schienenfans vor die Linse zu bekommen.
Schon Monate vorher mussten die Männer von Infrabel ans Werk gehen.
Sieben Jahre Dornröschenschlaf auf dem Raerener Bahnhof hat die alte Diesellok der Baureihe 55 hinter sich. Schon vor einiger Zeit hat jemand die sechsachsige grüne Maschine im Blau der Kenianischen Bahn lackiert. In Belgien fährt inzwischen auf nicht elektrifizierten Strecken im Personenverkehr der Triebwagen der Reihe 41. Güter transportiert die Reihe 77, die in Kiel entwickelt wurde und international als MaK G 1205 BB bekannt ist.
Mit „flotten“ zehn Sachen ging es nun Richtung Eupen und zum normalen Schienennetz. Dann fuhren die beiden Loks über Verviers, Huy und Namur in die westlichen Ardennen. Auch das war eine Herausforderung für Infrabel, denn dieser Sondertransport durfte natürlich keinem Regelzug ins Gehege kommen. Also hatte sich der Transport in Eupen hinter den Intercity gesetzt, damit jener wie gewohnt Richtung Küste fahren konnte.
„Für mich ist die Strecke Neuland, obwohl ich aus Hergenrath komme“, sagt Lokführer Alexander Renardy, der übrigens bei der Königlichen Harmonie die große Tuba bläst, wenn man ihn lässt. Auch für den Lokführer bei RTB-Cargo ist es eine Herausforderung, einmal eine solche Strecke zu fahren.
Ab Eupen hingegen ist es Routine bis die Lok in Mariembourg ankommt, wo ihr ein neues Leben eingehaucht wird. (Grenz Echo)
Foto:Klaus Schlupp