Wochenspiegel

Kunstwerke mit Fragen, aber keinen fertigen Antworten

Eupen. In der Galerie Fox, Haasstraße 45, sind die Arbeiten von Philippe Kesseler bis zum 7. März zu sehen. Die Galerie ist samstags und sonntags, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Termine können telefonisch unter Tel. 0477/58 73 78 vereinbart werden.

In den Bildern von Philippe Kesseler wird schnell deutlich: Es geht nicht darum, beim oberflächlichen Ist-Zustand einer Landschaft zu bleiben, sondern die Geschichte der Landschaft aufzudecken. Schicht um Schicht entblößt er den Werdeprozess, macht die Narben der Erde sichtbar.

Nicht auf einer Leinwand baut Philippe Kesseler seine Bilder. Er hat seine eigenen, selbst entwickelten Baumaterialien. Beton ist dabei, Gips, Kalk, Farbpigmente und vieles mehr. Mit Ritzen, Kratzen, Aushöhlen arbeitet sich der Künstler durch die einzelnen Schichten, die er aufgebaut hat. Risse, Schlieren legen ein inneres Universum frei. An aufgerissene Erde, an verlassene Landschaften mögen seine Bilder den Betrachter erinnern. Dennoch vermittelt das vorherrschende Gelb ein optimistisches Gefühl. Landschaften, die ihr Innerstes entblößen. Ruhe, aber nicht Leblosigkeit ausstrahlen.

Die Frage, ist Philippe Kesseler Maler oder Bildhauer, stellt sich wohl nicht, denn er ist beides. Kommen seine Bilder eher zurückhaltend daher, laden zum Entdecken ein – wer genau hinschaut, entdeckt auch Menschen und Tiere – so zeigen seine Skulpturen eine enorme Präsenz. Vor allem Schiffe, eigentlich das, was nach Jahrzehnten auf dem Meeresboden aus einem Schiff oder Boot geworden ist, hat Philippe Kesseler nach Eupen mitgebracht. Seine Skulpturen zeigen ihre Unvollständigkeit, ihren Rost und ihre Löcher. Manche Teile werden von rostigem Draht zusammengehalten. Andere Skulpturen sind so abstrakt, dass sie vielleicht gar kein Schiff darstellen, sondern vielleicht nur eine Metallkiste. Beim Betrachter kommt die Frage auf, zeugen die Skulpturen von Leben, von der Mühsal des Lebens und vom Überleben?

Kunstwerke, die viele Fragen stellen, die keine fertigen Antworten bieten, doch dem Betrachter viele Anregungen, Denkanstöße liefern. Was den Galeristen Michael Bohn an den Arbeiten von Philippe Kesseler fasziniert, ist „die Mischung aus Abstraktem und Realem“, sagt er. „Außerdem seine ungewöhnlichen Materialien und seine Arbeitsweise. Und die ungewöhnliche Art, Naturmotive darzustellen.“ Ein Jahr lang haben Künstler und Galerist diese Ausstellung geplant und vorbereitet. Zu sehen sind 42 Arbeiten von Philippe Kesseler.

Philippe Kesseler hat Kunst in Lüttich studiert, lebt in Martelange in der Nähe der Grenze zu Luxemburg. Anfangs hat er vor allem gezeichnet, Aquarelle gemalt, war freischaffender Künstler und Kunstlehrer. Dann hat ihn die Technik der Marokkanischen Wandgestaltung inspiriert. Diese Inspiration ist in seinen neuen Arbeiten zu erkennen. „In Frankreich ist Philippe Kesseler als Künstler sehr bekannt. Seine Arbeiten werden oft ausgestellt“, erzählt Michael Bohn. „Auf dem deutschsprachigen Gebiet ist er jetzt zum ersten Mal vertreten“, fügt er an. Quelle: Grenz Echo.

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