Wochenspiegel

Flüche und „Götz-Zitate“ waren ein echter Segen

Lichtenbusch. – Da gerät man ins Schmunzeln, wenn von der Banneux-Kapelle in Lichtenbusch erzählt wird, sie sei von schimpfenden Gästen  finanziert worden. Mehr noch, dass Flüche ein echter Segen waren und dass man sie bis auf den heutigen Tag im Volksmund schlicht und einfach „Leck-mich-am-Arsch-Kapelle“ nennt. Dank des „Götz-Zitates“ konnte ein Pfarrer-Wunsch in Erfüllung gehen.

Seit 53 Jahren wird die Gottesmutter in der „Banneux-Kapelle Gebetsstätte Lichtenbusch, Jungfrau der Armen“, verehrt. Der verstorbene Präsident der Königlichen St.-Hubertus-Schützen, Friedel Vogel, war es, der sich viele Jahre lang rührend um das kleine Gotteshaus gekümmert hat. Es war ihm stets eine große Freude, wenn er Fremden von der Entstehung der Kapelle erzählen konnte. Da lauschte man gerne zu, man spürte, da spielte Herzblut eine große Rolle.

Dem Eynattener Pfarrer Leon Dederichs, 1991 verstorben, habe man es zu verdanken, dass es an der Ecke Raerener Straße/Totleger (auf belgischer Seite) dieses herrliche kleine Gotteshaus gibt, das sich größter Beliebtheit erfreut. Dederichs sei gerne nach Banneux gefahren, dort bekam er 1967 ein Duplikat der Gottesmutter, wie sie in Banneux steht, geschenkt. Die habe fürderhin in Lichtenbusch in der Gaststätte Schumacher einen festen Platz gefunden.

Dederichs großer Wunsch aber war es, man möge eine Kapelle bauen. Wer sollte den Bau finanzieren? Woher sollte das Geld fließen? Der Wirt Max Schumacher hatte am Ende die fixe Idee, dass jeder fluchende Gast eine Mark oder 20 belgische Franken dafür blechen musste. Vogels Augen strahlten damals bei der Erzählung: „Da wurde natürlich eigens auf Teufel komm heraus geflucht, um rasch an Geld zu kommen.“

Es ging tatsächlich voran, die Kapelle wurde gebaut, aber der damalige Förster sei strikt dagegen gewesen. Er habe an Waldbrand gedacht. 1968 wurde das kleine Gotteshaus feierlich eingeweiht, es erfuhr 1991 eine Erweiterung um noch eine kleine Antonius-Kapelle mit einem Glockenturm (Einweihung 1992). Der Name:  „Banneux-Kapelle Gebetsstätte Lichtenbusch, Jungfrau der Armen.“ Und weil das Geld für die Errichtung über das Fluchen geflossen sei, nennt man sie lange schon „Leck-mich-am-Arsch-Kapelle!“

Im Klartext: Diese Kapelle gehört der Dorfbevölkerung, nicht der Kirche. Man kann über die Einnahmen aus dem Opferstock frei verfügen. Friedel Vogel sagte seinerzeit ganz stolz: „Wir spenden jährlich 11 000 Euro an soziale Einrichtungen.“ Die Schattenseite: Dreimal ist das kleine Gotteshaus abgebrannt. Dank einer guten Rücklage habe man es stets wieder aufbauen können.

Es gab gar ein „Kapellen-Trio“, das sich aufopfernd um die Geschäfte und Pflege kümmerte: Maximilian Schumacher zeichnet für die Finanzen verantwortlich. Karl Hoffmann hilft dabei gelegentlich mit, doch die Hauptarbeit ruhte auf den Schultern von Friedel Vogel, als da sind Pflege der Außenanlage, Blumen, Säuberung, Kerzenkauf und tägliche Nachstellung, die Opferstockentleerung. Das alles hat der Präsident der Schützen gerne gemacht, denn man habe vielen Menschen Hilfe angedeihen lassen können. So auch der Stiftung „Nele und Hans Bittmann in Aachen, den SOS-Kinderdörfern, dem Verein Schwerkranke Kinder Aachen, dem Förderverein SPZ Aachen und auch der Schulgemeinschaft Lichtenbusch sowie dem Förderverein Palliativmedizin, der Behindertenschule Kleebach und vielen weiteren Einrichtungen.

Nach dem Tod von Friedel Vogel, so sagt Maximilian Schumacher heute, gehe das Kapellen-Leben geregelt fast unverändert weiter. „Wir haben 2019 im Oktober das 50-jährige Bestehen mit den beiden Pfarrgemeinden aus Eynatten und Lichtenbusch gefeiert.“ Aus dem Kapellen-Trio sei nun ein „Duo“ geworden: „Ich kümmere mich mit der Familie Gatzweiler weiterhin um die Kapelle.“ Auch während der Corona-Zeit erfreue sich die Kapelle über einen noch größeren Zulauf, so dass man unvermindert mild- und wohltätige Zwecke aus dem Erlös der Opferkerzen unterstützen könne.

Von Günther Sander

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