Wochenspiegel

Eupen sagt Müll den Kampf an

Eupen.- „Die größte Gefahr für unsere Umwelt besteht nicht in der globalen Bedrohung selbst, sondern in unserer Wahrnehmung dieser Bedrohung, denn die meisten Menschen wollen den Ernst der Lage nicht wahrhaben.“ Dieses Zitat des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore trifft den Nagel wohl auf den Kopf. Viel zu oft werden die Augen verschlossen. Aus Gewohnheit oder Unbedachtheit landet so mancher Müll dort, wo er gar nicht hingehört.

Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt Eupen sich der Aufklärungsarbeit verschrieben. Mehrere Sensibilisierungskampagnen und -aktionen wurden in dieser Woche gestartet.

Corona zum Trotz wollen die Stadtverantwortlichen an den Sauberkeitssinn der Bürger appellieren. Daher wird die Aktion Frühjahrsputz auch in diesem Jahr coronakonform durchgeführt. Anmeldungen zum Frühjahrsputz sind bis zum 12. April bei der Stadtverwaltung möglich. In jedem Gebiet wird nur ein kleiner Putztrupp aktiv. Kombiniert wird die Aktion mit einer Flussreinigung. Weser und Hill werden zu dem Zweck in sieben Abschnitte aufgeteilt. Mit Gummistiefeln geht es ab ins kühle Nass, um dort den Dreck herauszufischen. „Es gibt in Eupen schon viele Initiativen in unterschiedlichen Vierteln und engagierte Menschen, die dem Müll zu Leibe rücken“, so Catherine Brüll. Dennoch könne ein Tag, der ganz im Zeichen des Müllaufhebens steht, nicht schaden. Auch Jugendgruppen sind – sofern ihnen die Corona-Maßnahmen es erlauben – bei der Säuberungsaktion willkommen. Wer also Lust und Zeit findet, am 24. April von 10 bis 12 Uhr mitzumachen, kann sich über ein Formular, das auf der Website der Stadtverwaltung bereitsteht, anmelden.

Eine andere wichtige Sensibilisierungskampagne läuft Hand in Hand mit den Mitarbeitern des „Flussvertrags Weser“. Fünf Mitarbeiter sind am Mittwoch, den 1. April in bauchnabelhohen Plastikhosen in der Unterstadt in die Weser gestiegen. Sie haben dort eine schwimmende Barriere errichtet. Dieser kleine Damm ist wasserdurchlässig, soll aber den Müll, den die Weser und die Hill bis hierher transportiert haben, auffangen. „So kann man sich ein gutes Bild davon machen, was an Müll im Fluss landet“, erklärt Florence Hauregard. Sie geht davon aus, dass in Eupen weit weniger Abfall zu finden sein wird, als weiter flussabwärts, wenn die Weser schon durch mehrere Städte geflossen ist.

Was sich in drei Wochen in der Barriere angesammelt hat, stammt nur von Eupener Umweltsündern, da die Weser noch keine anderen Stationen passiert hat. „Dadurch sollen die Menschen visualisieren, wie viel Müll sie produzieren. Denn wenn der Fluss die Abfälle einfach mitträgt, merkt man oft gar nicht, wie viel zusammenkommt. Und eins sollte klar sein: Alles landet am Ende im Meer.“

Um genau auf diese Tatsache aufmerksam zu machen, wurde am Mittwoch ein Stein mit der Aufschrift „Hier beginnt das Meer“ an einem Gully angebracht. Auch auf der Brücke, die über die Weser führt, ist dieser Schriftzug nun auf dem Bürgersteig zu lesen. „Viele Leute schmeißen Zigarettenstummel in den Gully oder ihre leeren Getränkedosen einfach in den Fluss. Vielen ist dabei gar nicht bewusst, was sie anrichten“, so Alexandra Hilgers.

„Manche Menschen neigen immer noch dazu, alles in Waschbecken, Toiletten, auf die Straße oder direkt in die Gullys zu werfen. Zigarettenstummel, verschiedene Abfälle, Speiseöl, Motoröl, Speisereste, Watte, Sirup und Medikamente, Farbreste oder giftige Produkte: Wenn diese Abfälle und Schadstoffe in die Kläranlagen gelangen, wird ihre Funktion gestört und damit ihre Effizienz verringert. Und wenn Abwässer und Regenwasser nicht in eine Kläranlage geleitet werden, gelangen diese Schadstoffe direkt in die Wasserwege und landen in den Meeren und Ozeanen“, so die Erklärung zu der Kampagne. Der neue Schriftzug soll jeden zu mehr Achtsamkeit bewegen und letztendlich zu einer besseren Wasserqualität führen.

Florence Hauregard und ihre Mitstreiter vom Flussvertrag Weser sind auch immer wieder entlang der Weser auf der Suche nach sogenannten „point noir“ – schwarzen Flecken. Diese Problemstellen können sich ergeben, wenn Abwässer ungefiltert im Fluss landen. Aber auch Brückenpfeiler oder andere Hindernisse, an denen der Abfall sich häuft, werden ausgemacht und den Verantwortlichen gemeldet.

Den invasiven Pflanzen ist man auf der Spur, weil sie das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Nicht zuletzt sind die Mitarbeiter des Flussvertrags auch den invasiven Pflanzen auf der Spur. „Invasive Pflanzen sind oft sehr schön. Das erklärt, wie sie einst überhaupt in unsere Gärten und später in die umliegende Umgebung kamen. Gerade an Flussläufen siedeln diese Pflanzen wie Riesenbärenklau, asiatisches Springkraut oder japanischer Knöterich sich gerne an. Das ist aber sehr problematisch. Zum einen wird ihr Samen durch den Fluss weitergetragen, sodass sie sich vermehren. Zum anderen verdrängen sie am Flussufer hiesige Pflanzenarten, die aber viel besser geeignet wären, um beispielsweise die Flussböschungen zu festigen. Und schließlich sind sie nicht gut für die hiesige Insektenwelt. Die Pflanzen bringen also das gesamte ökologische Gleichgewicht durcheinander und müssen daher bekämpft werden“, so Florence Hauregard.

In Eupen gab es in der Nähe des Tennisplatzes große Vorkommen des Riesenbärenklaus. „Wir sind dagegen angegangen und haben das Problem in den Griff bekommen“, erklärt Nadia Reinartz vom Eupener Umweltdienst – dieser Vorsatz gilt wohl ganz allgemein für alle Müllthemen, die die Stadt sich auf die Fahne geschrieben hat: Anpacken und verbessern. (Quelle: Grenz Echo)

Kontaktiert uns…

Folgt uns…

Zur Website von: