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Hoher Medikamentenkonsum bei Senioren

Ostbelgien. – Fast vierzig Prozent der Menschen über 75 Jahre nehmen über längere Zeit mindestens fünf unterschiedliche Medikamente ein. Das belegt eine Studie des Landesbundes der Freien Krankenkassen. Bei der Studie stellte sich auch heraus, dass pro Patient mehrere Ärzte und Apotheker an der Verordnung und der Abgabe von Medikamenten beteiligt sind. Einige dieser Medikamente werden für ältere Menschen nicht empfohlen. Der Landesbund der Freien Krankenkassen fordert daher eine bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten, um den Einsatz der Arzneimittel zu verbessern.

Die neueste Studie der Freien Krankenkassen konzentriert sich auf die Langzeitanwendung von Medikamenten bei Menschen ab 75 Jahren, die zu Hause leben. Dazu wurde der Arzneimittelkonsum von rund 100.000 Mitgliedern ermittelt. Die verschreibungspflichtigen Medikamente, die am häufigsten von dieser Altersgruppe eingenommen werden, sind Cholesterin- und Blutdrucksenker. Aber auch Medikamente gegen Diabetes oder Depressionen werden etwa einem Viertel der Betroffenen häufig verordnet. Dabei ist zu beachten, dass ältere Menschen oft an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden. Dies erklärt den hohen Medikamentenverbrauch.

Ungeeignete Medikamente
Die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente ist unter Umständen problematisch, denn die Wirkung mancher Arzneien kann dadurch entweder verstärkt oder geschwächt werden. Außerdem reagieren ältere Menschen besonders empfindlich auf negative Wirkungen von Medikamenten, insbesondere weil ihre Nieren weniger effizient arbeiten.

Der Landesbund Freien Krankenkassen hat deshalb untersucht, welche Medikamente älteren Personen verordnet werden, obwohl eine solche Verordnung nach internationalen Kriterien vermieden werden sollte. Es zeigte sich, dass fast jeder zweite Betroffene bereits ein Medikament aus der so genannten Beers-Liste eingenommen hat, jeder Fünfte sogar regelmäßig. Die Beers-Liste beschreibt jene Medikamente, die für Menschen über 65 nicht empfohlen werden.

Natürlich spielen auch die persönliche und klinische Situation eines Patienten eine Rolle bei der Entscheidung, ob ein bestimmtes Medikament verordnet werden sollte oder nicht. Eine kritische Bewertung des Medikamentengebrauchs durch die beteiligten Ärzte und Apotheker ist daher entscheidend.

Interaktion zwischen Ärzten und Apothekern
Ein weiterer Aspekt der Studie ist der Austausch zwischen den Pflegeleistenden. Häufig sind es mehrere Ärzte und Apotheker, die dem Patienten die Medikamente verordnen bzw. aushändigen. Bei zwei von fünf Personen sind mindestens drei Ärzte an der Verordnung von Medikamenten beteiligt. Bei einem Fünftel sind es sogar mindestens vier Ärzte.

Dabei gibt es Wege und Möglichkeiten, eben dies zu vermeiden: die globale medizinische Akte ermöglicht es Ärzten, Daten über die Medikamenteneinnahme eines Patienten auszutauschen. Fast 85 % der Senioren, die mindestens fünf Dauermedikamente einnehmen, haben bei ihrem Hausarzt eine solche Akte.

Auch die Apotheker können Informationen untereinander austauschen. Seit 2017 können Patienten zudem einen Referenzapotheker wählen, der ihre Medikamenteneinnahme überwacht. Dieser trägt sämtliche Medikamente ein, die der Patient einnimmt. Allerdings machten nur 30 % der über 75-Jährigen von diesem Angebot Gebrauch.

Zusammenarbeit mit den Patienten
Erfahrungen im Ausland zeigen, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern zur Unterstützung des Medikamenteneinsatzes die Versorgung verbessern und auch Kosten senken kann. Deshalb setzen sich die Freien Krankenkassen für eine systematische Bewertung des Medikamenteneinsatzes durch die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern nach einem festgelegten Protokoll ein. Effizienz, Sicherheit und Kosteneffektivität müssen im Mittelpunkt dieses Ansatzes stehen. Ein Austausch der digitalen Informationen muss im Interesse des Patienten die bisherigen Abgrenzungen zwischen Berufsgruppen aufbrechen. Und der Patient sollte aktiv daran beteiligt werden, er muss den Zweck der Behandlung und die Gründe für die Einnahme oder das Absetzen eines bestimmten Medikamentes verstehen.

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