Wochenspiegel

Buch: Geschichte Irlands

Pfarrbibliotheken Eupen St. Nikolaus und St. Josef

Eupen. – Gleich zu Beginn weist der Autor, Prof. Dr. Benedikt Stuchtey (Universtät Konstanz und Deutsches historisches Institut London), darauf hin, dass Irland in der Mitte des europäisch- atlantischen Kulturraums liegt. Das setzt Schwerpunkte. Einer davon ist die Auswanderung, nicht nur aus der Not heraus, sondern auch aus Entdeckerneugier oder dem Drang, der Insellage zu entkommen. Ein weiteres beherrschendes Thema in der irischen Geschichte ist die Fremdherrschaft.

Angeln, Sachsen, Wikinger, Normannen und Engländer haben die keltische Urbevölkerung angegriffen, unterworfen, beherrscht. Erstaunlicherweise haben lediglich die Römer, aus welchen Gründen auch immer, Irland links liegen lassen. Das besonders schwierige Verhältnis zwischen Irland und seinem englischen Nachbarn hängt auch mit der Geografie zusammen.

Die Iren wollten sich von der englischen Vorherrschaft befreien, aber England konnte sie nicht gehen lassen, ohne seine Sicherheit zu gefährden: hätten die Spanier im 16. Jahrhundert, Napoleon oder Hitler Irland besetzt, wäre England in einen Zweifrontenkonflikt gedrängt worden… Eine andere Konstante der irischen Geschichte war bis vor wenigen Jahrzehnten die feste Bindung an die katholische Kirche. Letztere zensierte Autoren und Filme, wachte über die Verbote von Scheidung und Empfängnisverhütung, ächtete Prostituierte und Homosexuelle. Umso traumatischer war für viele Iren die Aufdeckung der zahlreichen Fälle von Kindesmissbrauch und sexueller Gewalt in kirchlichen Einrichtungen. Entsetzt schüttelte die Bevölkerung die Bevormundung durch die Kirche ab. Mit der Säkularisierung des Landes ging eine weitere wirtschaftliche Öffnung einher – Risiken und Krisen inbegriffen. Die Jahrhunderte lang grassierende Massenarmut ist heute endgültig überwunden, der nordirische Brandherd schwelt weiter, bleibt aber überwiegend gewaltlos. Die Zukunftsaussichten der Republik Irland waren wohl noch nie so beruhigend.

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