Wochenspiegel

Kyrie

Nach „1918“ und „1945“

Eupen. „Kyrie“ ist bereits der dritte große Streich von Eastbelgica. Erneut bewährt sich das bisherige Erfolgskonzept, lokale Geschichte verpackt als Musical. Das Event behandelt die Jahre 1812 bis 1848: Unter Napoleon gedeiht die Eupener Tuche, sie wird überall im französischen Großreich getragen. Das Stück behandelt vor allem die lokale Perspektive auf den Untergang Napoleons: Während Deutschland der Befreiung vom napoleonischen Joch entgegenfiebert, ist seine Niederlage katastrophal für die Eupener und ihre Tuchindustrie: Der französische Markt ist weggebrochen, im Osten stehen Zollschranken, die das Tuch nicht mehr konkurrenzfähig machen. Hinzu kommen Dürre und Überschwemmung. Auch die soziale Frage spielt eine Rolle, unter anderem eingebettet in die Liebesgeschichte von Tuchverlegertochter Lilli und Scherer Ewald. Der Eupener Dechant Johann Anton Vincken ist sozial engagiert und macht die Lesefähigkeit zur Bedingung für die Erstkommunion – so dämmt er schließlich die Kinderarbeit ein, die bis 1838 uneingeschränkt möglich war. Auch frühsozialistische Forderungen und die Not der Arbeiter werden durch Ewald in „Kyrie“ sichtbar: Die Industrielle Revolution lässt die Arbeitslosenquote in Eupen steigen. Bis auf das fiktive Liebespaar und deren Freunde und Verwandte sind alle Personen in dem Stück real. Für „Kyrie“ konnte Eastbelgica erfahrene und ausgebildete Laienschauspieler gewinnen. Nadja Baumsteiger und ihr jüngeres Alter Ego Lena Kirschvink (Lilli), Yannick Tychon (Ewald), Lillis Freundinnen Smilla Xhonneux und Amélie Lennertz und die Dechanten David Peters und Elmar Klinkenberg (Zweitbesetzung) wurden alle in der ostbelgischen Theaterlandschaft ausgebildet, sei es das Akademietheater, das Hauseter Theater Gaudium, oder das Theater des Jugendtreffs Inside. Auch die Chorsänger sind keine Unbekannten. Die Basis ist die Musica Cantica aus Eupen, die Dirigent Stephan Laschet mit Projektsängern aufgefüllt hat. Die Musik, die Simen Van Meensel passend zum Inhalt der Geschichte ausgewählt hat, kommt nicht nur aus fernen Ländern: Der Eupener Komponist Stephan Laschet ist mit je einem klassisch komponierten „Ave Maria“ und „Pater noster“ dabei. Letztes Wochenende feierte das Stück Premiere, am 19. und 20. November wird „Kyrie“ erneut in der Pop-Up Eventlocation an der Eupener Bahnhofstraße aufgeführt. Samstags beginnt die Inszenierung um 20.00 Uhr, am Sonntag bereits um 17.00 Uhr.

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