Pfarrbibliotheken St. Nikolaus und St. Josef
Eupen. – Autor dieses kleine Buchs, das während einer lebensbedrohlichen Erkrankung entstand, ist der Erzbischof von Mecheln- Brüssel, Jozef Kardinal De Kesel, ein bescheidener, demütiger, hochintelligenter Priester, ein Bischof ganz nach dem Herzen von Papst Franziskus, meilenweit entfernt vom (mitunter durchaus gerechtfertigten) Klischee des unnahbaren „Kirchenfürsten“. Der 1947 in Gent Geborene wurde 1977 an der päpstlichen Elite- Universität Gregoriana in Rom mit einer Arbeit über den historischen Jesus in der Theologie des Protestanten Rudolf Bultmann zum Doktor promoviert. Die bereits in dieser Arbeit aufscheinende Fähigkeit De Kesels über den katholischen Tellerrand hinauszuschauen, unserer komplizierten, oftmals sehr unschönen Welt mit Realismus und Empathie zu begegnen, hat ihn ein Leben lang ausgezeichnet: als Seminarprofessor, als Universitätslehrer in Löwen, als Hilfsbischof für die multikulturelle europäische Hauptstadt Brüssel und als Bischof von Brügge, wo er die Nachfolge des wegen Pädophilie abgesetzten Roger Van Gheluwe antreten musste, um das schwer angeschlagene Vertrauen der Gläubigen wieder zurückzugewinnen. Seit 2015 steht er der Erzdiözese Mecheln- Brüssel und der Konferenz der katholischen Bischöfe Belgiens vor, diskret, ohne jeden Triumphalismus, ohne Nostalgie, aber tief überzeugt von der Überzeugungskraft der Botschaft des Jesus von Nazareth. Innerkirchlich tritt Kardinal De Kesel für die Weihe verheirateter Männer zu Priester ein. Im April 2018 forderte er öffentlich, dass homosexuelle Paare zu respektieren seien und die kirchliche Anordnung zur Enthaltsamkeit in festgefügten homosexuellen Beziehungen,”in denen Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit” vorherrschten, nicht haltbar sei. In diesem Kontext plädierte er ebenfalls für die Erarbeitung angemessener Gottesdienstformen für homosexuelle Paare. De Kezels klarsichtige Analyse, für die sich bisher leider kein Übersetzer ins Deutsche gefunden hat, verdient größte Aufmerksamkeit!
