Wochenspiegel

Buch des Monats: Die Kameliendame

Pfarrbibliothek Eupen St. Nikolaus und St. Josef

Eupen. – Vor 100 Jahren verstarb in Paris die berühmteste Theaterdarstellerin ihrer Zeit: Sarah Bernhardt, geboren 1844 als Marie Henriette Rosine Bernhardt. Sie war die uneheliche Tochter einer in Berlin geborenen niederländischen Modistin, Julie van Hardt, die sich als Edelprostituierte in der französischen Hauptstadt niedergelassen hatte.

Die Identität des Vaters, ein junger Rechtsanwalt aus Le Havre, konnte erst 2022 einwandfrei nachgewiesen werden. Als er 1857 unter ungeklärten Umständen in Pisa ums Leben kam, strengte Julie van Hardt einen Prozess um seinen Nachlass an. Ihre Tochter erbte schließlich eine ansehnliche Summe und wurde auch im Testament der Großmutter bedacht. Sie erhielt eine gute Erziehung, wollte zuerst in einen Orden eintreten, entschied sich aber schließlich für die Theaterlaufbahn. Sie folgte einer gründlichen Ausbildung am Pariser Konservatorium und debütierte mit 18 Jahren an der berühmten „Comédie Francaise“ in der Titelrolle eines Dramas von Jean Racine. 1864 brachte sie einen Sohn zur Welt. Dessen Vater war der belgische Fürst de Ligne; er wollte die junge Sarah Bernhardt ehelichen, aber seine Familie verbot dies. Der Stern der Schauspielerin stieg unterdessen immer höher. Frankreich feierte sie als „die goldene Stimme“ oder „die Göttliche“. Ein wesentlicher Bestandteil ihres Erfolgs waren ausgedehnte Gastspielreisen, die sie in viele europäische Länder und in die USA führten. 1882 heiratete die Schauspielerin einen griechischen Botschaftssekretär, dessen Spiel- und Morphinsucht sie indessen ruinierte. Nach dem frühen Tod ihres Mannes stürzte sie sich in ihre Arbeit, verfasste Romane, Lustspiele und Memoiren, und tat sich ebenfalls durch politische Stellungnahmen hervor. Sie erhielt eine Ehrenprofessur am Konservatorium in Paris und wurde Mitglied der Ehrenlegion. Infolge eines Sturzes musste 1915 ihr rechtes Bein amputiert werden, was ihrer Wirkung auf der Bühne aber keinen Abbruch tat. Seit 1909 trat sie auch in Spielfilmen auf.

Als Sarah Bernhardt am 26. März 1923 starb, erhielt sie ein Staatsbegräbnis. Den Weg des Leichenzugs säumten mehr als eine halbe Million Menschen. Einer der ersten Weltstars war nicht mehr.

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