Wochenspiegel

Autor des Monats: Martin Walser

Pfarrbibliotheken Eupen St. Nikolaus und St. Josef

Eupen. – Der deutsche Bundespräsident hat ihn als „großartigen Menschen“ und „Schriftsteller von Weltrang“ bezeichnet. Gemeint ist Martin Walser, der am vergangenen 26. Juli, 96-jährig, in Überlingen am Bodensee verstorben ist. Am Bodensee kam er am 24. März 1927 auch zur Welt. Seine Eltern betrieben das Bahnhofsrestaurant und eine Kohlenhandlung in Wasserburg. In Lindau machte er sein Abitur; es folgten Studien der Literaturwissenschaft,

Geschichte und Philosophie an der Philosophisch- theologischen Hochschule Regensburg und der Eberhard-Karls- Universität Tübingen. Noch während des Studiums fand er beim neu gegründeten Süddeutschen Rundfunk eine erste Anstellung, 1951 promovierte er in Tübingen über Franz Kafka. Sechs Jahre später erschien sein erster Roman „Ehen in Philippsburg“, er wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Seitdem ließ das Schreiben Walser nicht mehr los, jedes Jahr legte er einen neuen Roman vor. Auch am Theater war er erfolgreich. Wie viele seiner

Generation hatte er ein ambivalentes Verhältnis zum Dritten Reich. Nach wie vor ist nicht geklärt, inwieweit seine Aufnahme in die NSDAP Anfang 1944 von ihm selbst ausging oder ihm untergeschoben wurde. Empörtes Aufsehen erregten 1998 seine Ausführungen über die „Instrumentalisierung des Holocaust“ und die „Moralkeule Auschwitz“. Walsers Intimfeind, der Literaturkritiker Reich- Ranicki, hielt ihn dennoch nicht für einen Antisemiten. Kulturwissenschaftliche Analysen seines Werks haben allerdings in Walsers Werk ein

durchgängiges Vorkommen antisemitischer Stereotype dokumentiert. Ende April 2022 unterzeichnete Walser als Erster einen offenen Brief an den deutschen Bundeskanzler gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Bis zuletzt blieb er ein Getriebener, ebenso streitbar wie umstritten.

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