Pfarrbibliotheken St. Nikolaus und St. Josef
Eupen. – Sie ist 1979 in Butare in Ruanda geboren und dort auch aufgewachsen. Sie überlebte den Völkermord an den Tutsi 1994 und emigrierte im Juli des gleichen Jahres nach Europa. In ihrer Wahlheimat Frankreich besuchte sie zuerst die katholische Privatschule „Lycée de Beaucamp- Ligny“, einem Vorort von Lille. wo sie aufgrund eines Hilfsprogramms für Kinder aus Kriegsländern kein Schulgeld zahlen musste. In der Woche wohnte sie im Internat, am Wochenende bei einer Gastfamilie. Nach dem Abitur („Baccalauréat“) absolvierte sie weiterführende Studien am „Institut d’études politiques“ in Lille und an der Universität Panthéon- Sorbonne in Paris, die sie mit Diplomen in den Fachbereichen internationale Zusammenarbeit und Entwicklung erfolgreich abschloss. Danach arbeitete sie für mehrere internationale Hilfsorganisationen. 2007 ließ sie sich in Bordeaux nieder, wo sie u. a. Projekte zur Gesundheitsvorsorge koordiniert. 2015 erschien Beata Umubyejy Mairesses erste Sammlung von Kurzgeschichten, „Ejo“. Dieses Wort kann sowohl „gestern“ als „morgen“ bedeuten.
Es erzählt durch die Stimmen von ruandesischen Frauen von der Zeit vor und nach dem schrecklichen Völkermord an den Tutsi. Dieses Thema beherrscht ebenfalls ihre danach erschienenen Gedichtbände, Erzählungen und Romane, die mit zahlreichen renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Ihr zweiter, im Herbst 2022 erschienener Roman „Consolée“ schildert das wahre Schicksal von Mischlingskindern („étis belges“), die während der Kolonialzeit ihren schwarzen Müttern entrissen und von weißen Ordensfrauen aufgezogen wurden.
Der Roman ist eine auf historischen Tatsachen beruhende Fiktion, die das koloniale Erbe entlarvt, indem sie den Lebensweg eines dieser Kinder, das als alte Frau in einem französischen Pflegeheim wohnt, mit den Erfahrungen schwarzer Menschen im heutigen Frankreich konfrontiert. Für dieses Buch erhielt die Autorin 2023 den vom „Salon international du livre et de la presse“ der Genfer Buchmesse verliehenen „Prix Ahmadou Kourouma“.
Bislang sind nur zwei ihrer Werke ins Englische übersetzt worden. Deutsche Übersetzungen fehlen leider gänzlich.