Öffentliche Pfarrbibliotheken Eupen St. Nikolaus und St. Josef
Eupen. – Er gilt allgemein als der größte Philosoph der Neuzeit und einer der bedeutendsten Denker der abendländischen Kultur. Seine vier Fragen treiben nach wie vor die Menschheit um: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Seine Antworten sind nur stark vereinfacht auf Anhieb zu verstehen. („Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ oder „Du sollst nur tun, was zum Besten aller wäre“). Im Urtext bringen sie menschliche Intelligenz jedoch rasch an Grenzen. Er dachte über die Möglichkeit eines „ewigen Friedens“ nach und empfahl einen „Völkerbund“ als föderale Gemeinschaft republikanischer Staaten. Er entwickelte ein Weltbürgerrecht, erteilte Imperialismus und – allerdings erst spät – Kolonialismus eine Absage. Und er forderte die Menschen auf: „Habt den Mut, euch eures Verstandes zu bedienen“. Er glaubte an die Vernunft, in ihr und nicht in Gott begründete er die Menschenwürde und die Menschenrechte. Geboren wurde Kant vor 300 Jahren, am 22. April 1724, im damals ostpreußischen Königsberg – heute russisch Kaliningrad – als viertes Kind (von elf) eines Sattlermeisters und dessen wohl aus Süddeutschland stammenden Frau. Er wurde pietistisch erzogen zur unmittelbaren Anbetung Gottes. ohne Vermittlung von Geistlichen. Sein Verhältnis zur lutherischen Religion blieb zeitlebens distanziert, was ihm Schwierigkeiten mit der staatlichen Zensur einbrachte. Nach seinem Studium hatte er lange Zeit als Hauslehrer fast von der Hand in den Mund gelebt. 1755 wurde er Privatdozent an der Königsberger Universität. Erst 1770 erhielt er dort eine Professur für Logik und Metaphysik. Bei seinen Studenten war Kant sehr
beliebt. Er galt zwar als pedantisch und streng in seinem Urteil, aber auch als großherzig und humorvoll. Allgemein betrauert starb er, seit mehreren Jahren dement, am 12. Februar 1804 in seiner Geburtsstadt. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Es ist gut.“ Putin schätze Kant, sagt man. Leider machte sein Überfall auf die Ukraine ein gemeinsames deutsch- russisches Erinnern an den Weltbürger Immanuel Kant brutal zunichte…