Wochenspiegel

Missionsfreunde Raeren lösen sich nach 60 Jahren auf

Ein Stück Dorfgeschichte endet

Raeren.- Nach sechs Jahrzehnten legen die Missionsfreunde Raeren die Sammelbüchsen weg. In der Zeit hat die Gruppe die Raerener auf die Not im Kongo und in anderen Ländern aufmerksam gemacht und mithilfe der Bevölkerung tatkräftige Hilfe für die Ärmsten der Armen geleistet.

Uschi aus Raeren scheint in den Augen ihres Sohnes keine begnadete Suppenköchin gewesen zu sein. Als eines Tages Marie-Therèse Brammertz von den Raerener Missionsfreunden an der Tür der damals jungen Mutter geklingelt hatte, schlug ihr Söhnchen vor, seine Suppe vom Mittagessen als Spende mitzugeben. Es ging nicht um einen Teller Erbsensuppe, es ging um tätige Solidarität.

Die Missionssuppen, die auch die im September 1965 durch Josefine Hohn gegründeten Missionsfreunde gesammelt hatten, waren Tütensuppen. Die Regeln waren klar, die Idee einfach: Jeder gab, was er konnte. Daneben gingen Ölsardinen, Haferflocken, Hülsenfrüchte (etwa Trockenerbsen), Dauerwürste, Milchpulver, Medikamente, Hygieneartikel, Schulhefte und Geld in den Kongo oder in andere arme Länder Afrikas und Asiens. Was aus heutiger Sicht bescheiden wirkt, bedeutete damals echte Hilfe. Auch in der Entwicklungshilfe galt und gilt das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Aus der Suppentüte wurde der Kleidersack. Mit der Auflösung des Vereins endet auch die regelmäßige Kleidersammlung in Raeren.

Auch in Raeren selbst haben die Missionsfreunde viel unternommen. De Taye berichten von Kaffee und Kuchen, Mittagessen sowie den Missionsausstellungen. Dort gab es dann unter anderem Fotos, auf denen zu sehen war, was die Kongolesen mit dem gespendeten Geld getan hatten. Auf einem Bild sind rohe Ziegelsteine zu sehen, mit denen die Menschen etwas gebaut haben.

Damals waren die Missionsfreunde eine Institution in Raeren. Jeder im Dorf kannte das. „Wir brauchten nur zu sagen: Suppen sammeln für die Mission“, erzählt Waltraud Wygand, die gemeinsam mit De Taye die Missionsfreunde leitet. Doch dann wurde es immer schwieriger, Sammler für die Mission zu finden. Viele wurden alt, und jüngere kamen nicht nach.

Jetzt enden die Missionsfreunde Raeren. Die Kasse geht an die Anonyme Hilfe Raeren. Am Montag, dem 20. Oktober haben sich die Missionsfreunde ein letztes Mal getroffen, um gemeinsam mit Pastor Peter Dries den Ehrenamtlichen mit Kaffee und Kuchen für ihre wichtige Arbeit zu danken. Es bleiben die Erinnerungen an sechs Jahrzehnte Arbeit im Dienst tätiger Solidarität.

 

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