Wochenspiegel

José Saramago „Die Stadt der Blinden“

Bibliothek Kelmis Lesekreis

Kelmis. – „Die Stadt der Blinden“ ist das bekannteste Werk des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers, der 2010 verstarb. Er beschreibt darin eine Gesellschaft, die vollkommen aus den Fugen gerät, als ohne Vorzeichen eine Epidemie ausbricht, bei der fast alle Menschen einer Stadt plötzlich und ohne Grund erblinden. Die Regierung weiß keinen besseren Ausweg, als die Erblindeten in eine leerstehende ehemalige Irrenanstalt zu pferchen, ohne hinreichende sanitäre Anlagen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen notwendigen Artikeln erfolgt nur unzureichend. Wer zu fliehen versucht, wird erschossen. Ein Augenarzt, der helfen möchte, erblindet wie alle andern auch, lediglich seine Frau kann noch sehen, täuscht ihre Blindheit jedoch vor, um ihren Mann begleiten zu können. Da die Blinden bald sich selbst in ihrem Ghetto überlassen sind, bildet sich schnell eine furchtbare Hierarchie mit Unterdrückung und Vergewaltigungen heraus, die unausweichlich in eine Katastrophe enden.

Daraufhin kann die kleine Gruppe um den Augenarzt und seine Frau aus der Anstalt ausbrechen und in die Stadt zurückkehren. Es gibt kein Wasser und keine Nahrung mehr und die Blinden streifen auf der Suche nach Essen und Obdach durch die Trümmer der geplünderten Stadt umher.

In seinem Buch wirft Saramago die Frage nach dem Guten und dem Bösen im Menschen auf. Dabei nennt er weder einen Grund für die Blindheit noch für das Nicht-Erblinden der Frau, es spielt auch keine Rolle. In Parabelform beschreibt er die verschiedenen Gruppen, die sich in dieser Extremsituation bilden (die Ausgegrenzten, die Mitläufer-Täter, …) und wir finden diese Gruppen in den dunkeln Kapiteln unserer Geschichte und auch in der Gegenwart immer wieder. Er zeigt auf, wie wenig wichtig die anderen noch sind, wenn man selbst in Not ist. Nur einer sehr kleinen Gruppe gelingt es sich durch gegenseitiges Vertrauen, Empathie und der Wahrung der Moral über Wasser zu halten. Der Autor malt ein schwarzes Bild der menschlichen Seele und er malt es so gut, dass der Roman ausnahmslos jeden berührt.

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