Pfarrbibliotheken St. Nikolaus und St. Josef
Eupen. – Wohl kein Sportereignis auf der Welt zieht die Menschen mehr in ihren Bann als die olympischen Spiele. Ihre Ursprünge liegen in der Antike; in ihnen vermischen sich Mythen des klassischen Altertums mit ihrer Anmut und ihrem Wohlklang mit Sagen der germanischen Götterwelt voller Schweiß und Streit. Ihre Neubegründung durch den Franzosen Pierre de Coubertin im Jahre 1896 hatte etwas mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu tun.
Wie sehr viele seiner Landsleute litt auch de Coubertin unter der vernichtenden Niederlage seiner Heimat, deren Jugend er neuen Mut machen wollte.
Es war ein Irrtum seiner Freunde, die neuen olympischen Spiele nur für Amateure vorzuschreiben. Coubertin selbst hatte sich von vorneherein keine Illusionen gemacht und schon früh vom „Markt“ und vom „Tempel“ gesprochen.
Der Markt ist heute größer denn je. In den vergangenen 2.200 Jahren hat der Charakter der olympischen Spiele sich immer rascher gewandelt und viele Irrungen und Wirrungen durchgemacht. Wenn man so will, schrieb Karl Anton Scherer vor 30 Jahren, ist die Geschichte der olympischen Spiele sowohl “eine Chronik individueller Tugenden” als eine „chronique scandaleuse“… Hier verbinden sich kultische Momente, Pop- Art, Politik, Zerstreuung und Kommerz. Einer der Präsidenten des olympischen Komitees, der Amerikaner Avery Brundage, hat den Olympismus sogar als „Religion des 20. Jahrhunderts“ und ihre Stadien als die „Kirchen“ dieser Religion bezeichnet.
Nicht nur deswegen ist heute durchaus die Frage erlaubt: geht es nicht auch ein wenig kleiner? Für alle, welche die grandiose Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris verfolgt haben, hat diese Frage nichts an Aktualität verloren.