Kurz nach Neujahr startet in Ostbelgien die so genannte „Phase 1a“ der Corona-Impfungen. Hierbei werden zunächst die Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Personal der Wohn- und Pflegeeinrichtungen geimpft. Die erste Impfung erfolgt am 5. Januar im Wohn- und Pflegezentrum für Senioren St. Joseph in Eupen. Die Impfungen sind freiwillig.
Die am 21. Dezember erfolgte Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer durch die EU-Kommission ist ein Meilenstein in den Bemühungen, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Mit der Zulassung weiterer Impfstoffe im Laufe der nächsten Wochen ist zu rechnen. Damit nach dem Eintreffen der ersten Impfstoff-Lieferungen mit den Impfungen begonnen werden kann, laufen europaweit bereits seit Längerem Vorbereitungen – auch in Ostbelgien. Hier fand bereits vergangene Woche ein Probelauf ‚ohne Impfstoff‘ statt. Wie in den anderen Ländern der EU werden die Impfungen auch in Ostbelgien in Phasen erfolgen.
In der so genannten „Phase 1a“ werden ab Januar zunächst die Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Personal der acht Wohn- und Pflegezentren für Senioren, des Psychiatrischen Pflegewohnheims sowie zweier anderer Einrichtungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf geimpft. Abhängig von der Verfügbarkeit der Impfstoffe werden auch die Gesundheitsdienstleister der ‚ersten Linie‘ (beispielsweise Krankenhauspersonal, Hausärzte und ambulante Pflegedienste) geimpft werden können. Die „Phase 1b“ startet voraussichtlich ab April. Hier können dann Menschen über 65 Jahre, Risikopatienten zwischen 45 und 65 Jahren sowie andere spezielle Zielgruppen geimpft werden.
In der anschließenden „Phase 2“ kommt die übrige Bevölkerung an die Reihe. Je nach Produktionsdauer der Impfstoffe wird diese Phase jedoch erst im Sommer des kommenden Jahres beginnen können.
Wesentliche Voraussetzung für einen reibungslosen Verlauf der Impfkampagne ist zum einen die zeitige Auslieferung der Impfstoffe durch die produzierenden Firmen. Darüber hinaus ist vor Ort eine Menge unterschiedlicher technischer und organisatorischer Voraussetzungen zu erfüllen. Alle erfolgten Impfungen werden in der belgienweit zum Einsatz kommenden Datenbank Vaccinnet+ erfasst.
Auftakt in Ostbelgien am 5. Januar
Die Strategie für Ostbelgien ist eingebettet in die gesamtbelgische Impfstrategie. Diese wurde vom Föderalstaat, den Gemeinschaften und den Regionen gemeinsam entwickelt. Das Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft hat für die Phase 1a einen detaillierten Impfplan aufgestellt. Er baut auf den wöchentlichen Lieferungen der Impfstoffe auf und ist mit den anderen beteiligten Akteuren abgestimmt. Beginnend am 5. Januar werden sukzessive alle Personen in den ostbelgischen Wohn- und Pflegeeinrichtungen, die es wünschen, ihre erste Impfdosis erhalten. Die für die Wirksamkeit erforderliche zweite Dosis wird nach jeweils 21 Tagen verabreicht.
Abwicklung
In der Phase 1a werden die Impfungen primär von einem so genannten ‚mobilen Team‘ und den Koordinationsärzten der Einrichtungen verabreicht. Zusätzlich ist auch das Personal der beteiligten Einrichtungen in vielerlei Hinsicht beteiligt. Dieser Impfablauf erfolgt für Bewohner wie Personal kostenlos. Die Kosten der Impfung tragen der Föderalstaat und die Teilstaaten.
Auf Wunsch stehen auch die Hausärzte für die Aufklärung und Beratung zur Verfügung, können die Impfung verschreiben und sie auch selbst durchführen – zeitgleich mit dem mobilen Team. Hierfür dürfen sie eine Visite berechnen. Die Impfstoffe selbst sind auch in diesem Fall kostenlos.
Für die Phasen 1b und 2 werden in Ostbelgien, wie auch landesweit vorgesehen, spezielle Impfzentren eingerichtet werden. Dort dürfen sich alle Erwachsenen impfen lassen. Eine Impfpflicht besteht nicht.
Alle Beteiligten legen höchstes Augenmerk auf eine reibungslose Organisation. Die Hauptlager für die Impfstoffe befinden sich in den beiden ostbelgischen Krankenhäusern. Je nach Impfstoff ist der Vorgang der Lieferung, Lagerung und Zwischenlagerung unterschiedlich. Für die Phase 1A wurden bereits spezielle Ultra-Gefrierschränke angeschafft. Auch für die ordnungsgemäße Zwischenlagerung am jeweiligen Ort der ‚Verimpfung‘ wurden Kühlschränke gekauft.
Hohe Impfrate als Ziel und Notwendigkeit
Aus Sicht aller Verantwortlichen ist die Impfung aktuell der einzige vertretbare Weg zurück in eine umfassende gesellschaftliche und private Normalität. Auch wenn die Impfung freiwillig ist, ist es für den Gesamterfolg wichtig, dass sich ein möglichst großer Teil der Bevölkerung impfen lässt. Denn nur bei einer Impfrate von etwa 70 % kann eine so genannte ‚Herdenimmunität‘ erwartet werden, die das Aufflammen neuer Corona-Wellen verhindert.
Ist der Impfstoff sicher?
Vielfach sind Zweifel an der Sicherheit oder der Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe geäußert worden. Die im Vergleich mit anderen Impfstoffen kurze Entwicklungsdauer hat mehrere Gründe: Corona-Impfstoffen wurde weltweit Priorität eingeräumt, tausende Wissenschaftler forschten gleichzeitig, zehntausende Testpersonen meldeten sich freiwillig, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Präparate zu prüfen. Zudem fanden die notwendigen Testphasen nicht nacheinander statt, sondern liefen in Teilen zeitgleich ab, wodurch Zeit gespart werden konnte.
Bei den klinischen Studien und Zulassungen wurden trotz des aus den Folgen der Pandemie resultierenden Zeitdrucks keine Zugeständnisse in Bezug auf Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe gemacht. Unter den Testpersonen waren auch Risikogruppen stark vertreten.
Wie jedes Medikament können auch die Corona-Impfungen Nebenwirkungen verursachen, z. B. Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder lokale Rötungen, Schwellung oder Schmerz. Diese verschwanden jedoch in den Testphasen regelmäßig innerhalb weniger Tage oder konnten durch Schmerzmittel gelindert werden.
Die europäische Arzneimittel-Agentur EMA geht zurzeit davon aus, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer auch gegen die in Großbritannien neu aufgetretene Coronavirus-Variante wirksam ist. Hierzu müssen allerdings noch mehr Informationen gesammelt werden.
Vorerst noch keine Entspannung in Sachen Corona
Auch die nun beginnende Impfkampagne führt nicht zu einem sofortigen Ende der Pandemie. Schon allein durch die Produktionsdauer der Impfstoffe wird es noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis ein entspannender Wendepunkt eintritt. Die notwendige Eindämmung der Infektionslage in Ostbelgien auf das Maß ‚grüne Zone‘ kann daher auch in den nächsten Monaten nur durch die Mitwirkung der gesamten Bevölkerung gelingen. Dazu gehört zum einen die konsequente Beachtung der bestehenden Regeln und der damit verbundenen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens. Unverändert wichtig bleibt zum anderen die Einhaltung der so genannten AHA-Regeln, d.h. „Abstand, Hygiene, Alltagsmaske“ und das konsequente Lüften.
Information der Öffentlichkeit / Hotline
Alle in der Phase 1a für eine Impfung in Frage kommenden Personen in den ostbelgischen Wohn- und Pflegeeinrichtungen wurden bereits vorige Woche durch ein Anschreiben des Ministeriums über das Impfangebot und die Impfmodalitäten informiert. Vor den späteren Impfphasen 1B und 2 ist eine breite Information der Bevölkerung vorgesehen. Das Ministerium und die Krankenkassen planen hierzu eine eng abgestimmte Kommunikation. Das Ministerium wird die Öffentlichkeit zudem kontinuierlich über die Medien sowie über das Bürgerinformationsportal www.ostbelgienlive.be informieren. Geplant sind Informationen zum Stand der Dinge, zu den jeweiligen Details und Abläufen der Impfungen, die Bereitstellung von FAQ’s, Berichte über den Verlauf der Infektionslage und zu gegebenenfalls neuen Verhaltensregeln sowie die Information über eventuelle neue Erkenntnisse in Bezug auf die Impfstoffe bzw. Impfungen.
Auch die Corona-Hotline 0800 23 0 32 steht wie bisher montags bis freitags (außer an Feiertagen) von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr für Nachfragen zur Verfügung.