Pfarrbibliotheken St. Nikolaus und St. Josef
Eupen. – Im allgemeinen Sprachgebrauch verbindet man mit dem Begriff „Erscheinung“ verschiedene, meist plötzlich auftretende Arten von Veränderungen in einer betrachteten Szene. Im religiösen Bereich wird der Begriff als Synonym für Visionen im Sinne von Offenbarungen gebraucht. Erscheinungen kommen in allen Religionen vor und schon immer ist ihre Realität ebenso inbrünstig geglaubt wie heftigst bestritten worden. In der katholischen Kirche nehmen die Marienerscheinungen einen besonderen Platz ein. So gedenkt das Bistum Lüttich in diesem Jahr der vor 75 Jahren durch Bischof Kerkhofs vorgenommenen offiziellen Anerkennung der Erscheinungen Mariens als „Jungfrau der Armen“ in Banneux, einem nach wie vor viel besuchten Wallfahrtsort in den Ardennen. Der bekannteste Marienwallfahrtsort in Europa dürfte wohl das französische Lourdes sein, den Jahr für Jahr Millionen von Pilgern aufsuchen. Der 1997 verstorbene Rektor der Eupener Klosterkirche, Robert Ernst, hat seinerzeit ein Lexikon der Marienerscheinungen verfasst, das etliche Neuauflagen erfuhr und internationale Beachtung gefunden hat. Für diejenigen, die mit Erscheinungen nichts anfangen können, sind diese nichts anderes als Halluzinationen, wenn nicht sogar reine Scharlatanerie. Was speziell die Marienerscheinungen anbelangt, hat die katholische Kirche nur sehr wenigen einen übernatürlichen Charakter zugestanden. Im Übrigen ist kein Katholik verpflichtet, die Echtheit dieser Erscheinungen, die auch heute noch ein ausdrucksstarkes Phänomen der Volksreligiosität darstellen, anzuerkennen.