Wochenspiegel

100 Jahre Ostbelgien

Ostbelgien.- Am 20. September 1920 hat der Völkerbund offiziell anerkannt, dass das Gebiet Eupen-Malmedy zu Belgien gehört. Das geschah allerdings nicht von einem Tag auf den anderen. Eingeleitet wurde die Gebietsübertragung bereits früher: Mit dem Waffenstillstand am 11. November 1918, der das Ende des ersten Weltkriegs besiegelte, wurde der „Versailler Vertrag“ von den Siegermächten ausgearbeitet. Das Deutsche Kaiserreich musste die komplette Verantwortung für den „großen Krieg“ übernehmen. Eine Folge: Teile des Territoriums wurden an andere Länder abgetreten. Einige Gebiete wie Elsass-Lothringen wurden sofort übertragen. Im Fall von Eupen-Malmedy wurde entschieden, dass zuerst eine „Volksbefragung“ organisiert werden sollte. Schlussendlich gaben lediglich 271 von 33.726 wahlberechtigten Bürgern eine Stimme gegen den Gebietswechsel ab.

Diese Abstimmung blieb von Kritik nicht verschont: Bemängelt wurde vor allem, dass das Verfahren nicht geheim organisiert war und dass die „Vetolisten“ nur in den Städten Eupen und Malmedy auslagen. Die fehlende Mobilität im 20. Jhdt. und die Angst, mit dem eigenen Namen am Ende die „falsche Seite“ zu unterstützen sei für viele ein Hindernis gewesen, so die Einwände von deutschen Stellen und Privatpersonen. Außerdem wurde nicht erfasst, wer sich ausdrücklich für den Gebietswechsel aussprach, sondern nur die Gegenstimmen. Der Zeitraum der Befragung erstreckte sich über sechs Monate. Für den Völkerbund genug Zeit, damit jeder Bürger sein Veto einreichen konnte. So kam es am 20. September 1920 zur definitiven Entscheidung, das Gebiet um Eupen-Malmedy als Teil des belgischen Staates anzuerkennen.

Wer mehr über die Entstehung Ostbelgiens nach dem ersten Weltkrieg, die völkerrechtswidrige Annexion durch NS-Deutschland oder die Zeit danach erfahren will, kann sich auf zeitschichten.be informieren. Die Website dient als virtuelle Ausstellung und wurde am Sonntag während eines Livestream-Events im Kloster Heidberg enthüllt. Entwickelt wurde diese von aus ostbelgien stammenden Historikern der Uni Luxemburg.

Ebenfalls gefeiert wurde der „Geburtstag“ Ostbelgiens in Malmedy. Vertreter aus Politik und Gesellschaft wurden ins „Malmundarium“ eingeladen. Zum Abendprogramm gehörten nicht nur Redebeiträge, sondern auch Gedichte und Liedtexte, die von Mädchen und Jungen aus Malmedy in französischer und deutscher Sprache sowie in Wallonisch vorgetragen wurden.

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