Pfarrbibliotheken Eupen St. Nikolaus und St. Josef
Eupen. – Unzweifelhaft wird dieses Buch die nun schon seit einigen Jahren immer heftigere Debatte um Europas koloniale Vergangenheit weiter befeuern („Die Zeit“). Und zu recht.
Denn bereits seit über fünfzig Jahren kämpft Afrika um seine Kunst. Diese war während der Kolonialzeit in einer in diesem Ausmaß wohl einzigartigen Raubaktion großenteils in europäische Museen gelangt. Nach 1960, als 18 ehemalige Kolonien ihre Unabhängigkeit erlangt hatten, starteten afrikanische Intellektuelle, Politiker und Museumsleute den Versuch, die Rückgabe ihres kulturellen Erbes durch die europäischen Einrichtungen, in denen sie ausgestellt sind, durchzusetzen. Sie stießen
damals auf großes Verständnis. Auch die Vereinten Nationen (UNO) griffen das Thema auf. Aber wirklich passiert ist bis heute Nichts. Warum das so ist, erklärt Bénédicte Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin und am „Collège de France“ in Paris, eine der prominentesten Forscherinnen rund um das Reizthema Kunstraub und Beutekunst: „Vor allem in Gremien und politischen Kreisen vermittelten Museumsverantwortliche der 70er Jahre bis auf wenige Ausnahmen mit unverdrossener Dreistigkeit das Bild untadelig erworbener Sammlungen mit sauberen Provenienzbelegen, die sie freilich nie vorzeigen mussten.“ Und „nach wie vor löst das Thema in Europa zwanghafte Reflexe institutioneller Abwehr aus.“ Kein Wunder also, dass
„Der Tagesspiegel“ Savoys Buch als „Donnerschlag“ bezeichnet. Die Autorin lässt keinen Zweifel an ihrer Überzeugung: Die Art und Weise, wie die Museen bislang mit den Forderungen aus Afrika umgegangen sind, findet sie „beschämend“ und ein „weiteres Spiel auf Zeit… zu nationalen Behauptungszwecken“ unwürdig. Hoffentlich findet ihr Plädoyer für Gerechtigkeit Gehör. Das Geschacher um die deutschen Benin- Bronzen lässt indessen kaum Raum für Hoffnung.